Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Januar 1933 war die sogenannte „Gleichschaltung“ im deutschen Reich in vollem Gange. Die Machthaber verstanden darunter die ideologische Durchdringung und organisatorische Abstimmung aller politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einrichtungen und Verbände. Über allem thronte die nationalsozialistische Einheitspartei, die alles anordnete und diktatorisch befahl.
Alle Vereine in Herzogenaurach bekamen diese „Gleichschaltung“ zu spüren; vor allem die Arbeitervereine oder jene Institutionen, die einstmals der SPD nahegestanden hatten, mussten aufgelöst werden, so auch der Feuerwehrverein.
Negativ bemerkbar macht sich diese Gleichschaltung in erster Linie in den Aufzeichnungen und Protokollunterlagen der Vereine. So umfaßt die Zeit des ,,1000jährigen Reiches“ im Protokollbuch der Herzogenauracher Feuerwehr lediglich 36 Seiten, wohlgemerkt für einen Zeitraum von 1933-1945!
Am 20. Januar 1934 wurde der Kommandant und sein Stellvertreter erstmals nicht mehr von der anwesenden Mitgliederversammlung gewählt, sondern durch Parteimitglieder aus dem Stadtrat ernannt. Dagegen wurden die Wahlen zur Vorstandschaft nach Bildung eines Wahlausschusses durchgeführt. Zum Abschluß der Sitzung waren die anwesenden Feuerwehrkameraden aufgerufen, „auf unseren greisen Reichspräsidenten, Generalfeldmarschall Hindenburg, unseren Volkskanzler Adolf Hitler, unser geliebtes deutsches Vaterland und unsere Freiwillige Feuerwehr ein dreifaches Sieg-Heil auszudrücken.“
Am Feuerwehralltag änderte sich in den folgenden Jahren wenig, auch wenn die Sitzungen mit dem „deutschen Gruß“ begonnen und beendet wurden. Seit 1935 wurde von den Bürgern eine Feuerschutzabgabe verlangt. Das Löschwesen verbesserte sich in der Stadt durch den seit 1933 erfolgten Bau einer Wasserleitung zusehends.
Die totale Überwachung der Bürger äußerte sich seit 1935 dadurch, dass jede Versammlung vorher beim Stadtrat angemeldet werden musste. Diesem musste sowohl die Tagesordnung und danach das Protokoll zur Genehmigung vorgelegt werden. Gleichzeitig waren die Schulungsstunden mit parteipolitischem Gedankengut – auf Anordnung der Parteizentrale – durchsetzt. Das alle Veranstaltungen mit dem Hitler-Gruß begonnen und beendet wurden, versteht sich von selbst
Eines hatten die neuen Machthaber auf jeden Fall erreicht: die regelmäßige und straffe Durchführung von Einsatzübungen war spätestens seit 1935 gewährleistet. Auffällig ist, dass bereits für den 1. Dezember 1935 „abends 7.00 Uhr“ eine Luftschutzübung angeordnet worden war. Ob dies im Zusammenhang mit dem seit 1934 errichteten Flugplatz und dem neuen Kasernengelände gesehen werden muss, geht aus den Protokollbüchern nicht hervor.
1937 wurden die Herzogenauracher über das städtische Amtsblatt aufgerufen, mit aller Genauigkeit sich an den Verdunkelungsübungen zu beteiligen. Die Wünsche bezüglich neuer oder weiterer Ausstattung wurden angesichts der Knappheit an Rohstoffen und der Zwangswirtschaft auf ein Minimum beschränkt. Lediglich 200 Meter Schlauchleitung fallen dabei auf, allerdings auch nur, weil die alten Schläuche beim Bau des städtischen Freibades (1937) beschädigt worden waren.
Am 23. Oktober 1938 schreibt der Schriftführer Brandenstein zum letzten Mal einen Eintrag in das Protokollbuch; er notiert, dass Kommandant Westner den Kreisbrandinspektor in Höchstadt ersucht, eine angekündigte Inspektion in Herzogenaurach zu verschieben.
Lediglich im städtischen Amtsblatt sind in den folgenden Jahren Ankündigungen, die FFW betreffend, zu lesen. Dabei wurden die Bürger über Verhaltensweisen bei Fliegerangriffen informiert; so sollte vor allem Sand zum Löschen auf den Dachböden bereitgestellt werden.
Angesichts der ersten Bombenangriffe auf das Reich und die Stadt der Reichsparteitage, Nürnberg, musste immer wieder mit Bombenabwürfen über Herzogenaurach gerechnet werden. Aus diesem Grund ist wohl die Sicherheitsmaßnahme zu erklären, dass nach 1939 regelmäßig acht Feuerwehrmänner jeweils für eine Woche zum Bereitschafts- und Wachdienst eingeteilt worden sind.